Angefangen hatte es im September 1996, als ich wegen der alten bekannten schwarzweißen Tagesschau-Uhr eine E-Mail-Anfrage an die Tagesschau schrieb.

Ich wollte schon erfahren, ob es diese Uhr noch gibt, bzw. sogar zu bekommen sei. Denn seit Mitte der 80 ziger Jahren wurde das gesamtem Design der Tagesschau verändert und so verschwand leider auch die bekannte alte Uhr vom Bildschirm.

Irgendwann in der Woche saß ich gerade beim Mittagessen, als auf dem Anrufbeantworters sich ein Mitarbeiter von ARD aktuell meldete. Sofort nahm ich den Telefonhörer ab und konnte das Gespräch persönlich weiterführen.

So erfuhr ich, das leider diese Uhr nicht mehr existierte und Jahre nach der Uhrdesignumstellung nur noch intern im NDR Funkhaus noch ihren Dienst verrichtete. Doch das ich ein sehr großes Interesse an der Tageschau hätte, würde er mich gerne nach Hamburg einladen. Darüber war ich sehr erfreut und so haben wir uns für den 1. November 1996 einen Besuchstermin um 15.30 Uhr einigen können. Das passte auch sehr gut, da dies Allerheiligen in NRW ein Feiertag war.

Der Freitag, den 1. November 1996 war endlich da und ich sehr aufgeregt. Gemeinsam in Begleitung mit meiner Mutter fuhren wir mit meinem Wagen am Vormittag los.

Die Fahrt selber verlief ohne Probleme und ohne Staus auf der Autobahn in Richtung Norden.

Zwar kamen wir so gegen 14.45 Uhr in Hamburg an, aber war es nicht so einfach den NDR, was sich in Hamburg Lokstedt, befindet, sofort zu finden. Das die Innenstadt von Hamburg wirklich so groß ist, hätte ich nun gar nicht gedacht und wir verfuhren uns mehrfach auf unterschiedlichen Hauptstraßen. Als Autofahrer war es schon ein bisschen kompliziert.

Da auch die Zeit von 15.30 Uhr immer näher rückte, rief ich über mein Handy den Mitarbeiter von ARD aktuell an, das wir uns verspäten würden. Er fragte nach, wo wir in Hamburg seien und gab uns netterweise eine genauere Fahrtroute durch. Der Pförtner vom NDR weiß bescheid, das wir unterwegs sind.

Nach langem hin und her erreichten wir so gegen 16 Uhr das NDR - Gelände und meldeten uns beim Pförtner an. Dieser erklärte mir, wo sich der Parkplatz und das Bürogebäude 2 von ARD aktuell befand. Klar, irgendwie konnte man es noch gar glauben jetzt hier beim NDR zusein.

Schon an der Tür dieses Bürohaues wartete der Mitarbeiter, der uns freundlich begrüßte und willkommen hieß hier beim NDR. Mit dem Gang durch ein großes Treppenhauses führte er uns in sein Büro, wo ich mit ihm ins Gespräch kam. Irgendwann fragte er, ob wir schon die 17 Uhr Ausgabe der Tagesschau hautnah miterleben wollten. Völlig überraschte meinte ich nur: "Klar, das wäre mir ein große Ehre."

So gingen wir dann von seinem Büro aus über das NDR-Gelände in das benachtbarte Studiogebäude.

Dort angekommen, führte uns ein sehr langer Gang zu der Studiotür mit der großen weißen Nummer 3. Bevor der Mitarbeiter diese Tür öffnete, sagte er uns, das wir ein wenig aufpassen sollten, weil gerade hier einiges Umgenbaut würde.

Als wir dort hingingen, erreichten man in einem leicht dunkleren Raum, wo auf der linken Seite einige große MAZ - Geräte zusehen war. Dort wurden gerade die großen Magentbandaufzeichungs-rollen, worauf die Einspielfilme für die Tagesschau befanden, von einem dortigen Mitarbeiter eingerichtet.

Dann sagte der Mitarbeiter, das wir uns jetzt ganz leise verhalten sollten und öffnete eine weitere dicke Schallschutztür, die von Innen holzverkleidet war. Wir erreichten das Herzstück der Sendung, den Regieraum. Die vielen Kontrollmonitore an der Wand, wo u.a. auch die Livebilder aus dem Studio zusehen sind. Auch hier waren die Mitarbeiter vom Regiesseur, Bildmischer, Tonmischer bis zum Grafiker intensiv mit den letzten Vorbereitungen der 17 Uhr Ausgabe beschäftigt.

In einem großen Sichtfenster war die Kullisse des Studios ebenso zusehen, wie auch der Sprecher Jens Riewa, der am Sprechertisch schon saß und seinen Text durchlas. Irgendwie war es wie in einem Cockpit eines Flugzeuges, als man die vielen beleuchteten Tasten und Regeln im leicht dunkelem Licht sah. Neugierg versuchte ich aus der Ferne die berühmte Gongtaste am Regiepult zufinden.

Irgendwann kam ein älterer Herr durch die Regie herein und begrüßte mit einer bekannten Stimme alle, nachdem er dann in einem offenen Nebenraum hiter der Monitorwand verschwand. Das war doch der langjährige Offsprecher Hans Daniel, der einige Berichte kommentierte.

Ich sehe auf einem der Monitoren die neue Tageschau-Uhr, einige Sekunden vor 17 Uhr anzeigte. Der Regieseur bereitet sich vor und mit dem Komando: "Achtng! - Ruhe bitte".

Ganz gespannt schaute ich zu, als ein Mitarbeiter sekundengenau mit der Uhr die Gongtaste drückte und gleichzeigt zuhören war.

Der Vorspann der Tagesschau beginnt und Jens Riewa begrüßte die Zuschauer. Sehr interessant, dies ganze aus einem anderen Blickwinkel zusehen. Hier konnte man mitbekommen, was der Sprecher während des Filmbetrages gerade macht.

Die 17 Uhr Ausagebe endete nach 15 Minuten mit dem Gong.

Nun meinte der Mitarbeiter, das ich bestimmt jetzt das Studio auch ansehen wolle. "Wenn man das darf?" meinte ich noch und wir gingen durch eine weitere dicke Tür ins Studio. Mußt gestehen, dieses mit etwas Ehrfurcht zubetreten, als ich die schöne beleuchtete Tagesschau-Kullisse ink. den langen runden Sprechertisch jetzt hautnah sah.

Da war ich nun in legendären Tagesschau - Studio und Jens Riewa begrüßte uns. Man fühlte sich irgendwie richtig wohl. Das Studio selber war etwa wie zwei Wohnzimmer groß. Vier Kameras, der Marke Phillips, mehrere Monitore,

Ich erlebte einen so überwältigenden und sprachlosen Moment.

Aber nach einer gewissen Zeit war ich doch neugierg und ging zu der gepunkteten Weltkartenkulisse, um es genauer anzusehen. Dieser bestand nicht, wie ich erst glaubte aus Glas, sondern es einfaches Plexiglas, wo die Punkte von hinten aufgeklebt waren.

Der Mitarbeiter erzählte uns, das dieses Studio hier in dem wir seien, auch das erste gewesen war, wo die Tagesschau schon in den 70ziger Jahren produziert wurde.

Letzte Zeuginsse waren die alten Staffeleien aus dieser Zeit die jetzt immer noch im dem Nebenraum dieses Studios zusehen sind. Diese wurden für die Pappkarten zur Hintergrundbebilderung genutzt.

Desweiteren sagte er, das ich nun der letzte Besucher sei, der diese alte Tagesschau-Kulisse in diesem Studio noch einmal sehen durfte. Denn in wenigen Wochen würde alles abgebaut und es beginnt der Umzug in ein neues Studio inkl. einem ganz anderen Design der Tagesschau - Ausstattung. Umso mehr war es für mich eine besondere Ehre die "alt" bekannte Tagesschau zusehen, wie ich sie über viele Generationen gekannt habe.

Es blieb auch noch Zeit mit Jens Riewa sich zu unterhalten. Er fand es sehr Klasse, das ich als junger Mensch so interessiert an der Tagesschau sei und dafür noch einen so weiten Weg hier extra nach Hamburg zukommen.

Er gab mir sogar schon eine unterschriebene Autogrammkarte von ihm. Die er noch auf dem samtweichen Nachrichtentisch mit einer persönlichen Widmung und dem Datum sogar nachträglich dazu schreib. Weil dies alles so unglaublich erschien und mit so einem respektvollen Gefühl erlebte, hatte ich mich nicht getraut, bzw. vergessen zu Fragen, ob es erlaubt ist zu fotografieren.

Mit bedankenden und persönlichen Worten verabschiedeten wir uns von dem Tagesschau-Sprecher Jens Riewa. Gemeinsam mit dem Mitarbeiter verließen wir das Studiogebäude. Auf dem Weg zurück in sein Büro, kam uns im Treppenhaus im sportlichen Dress und mit Inlineskater in der Hand ein bekanntes Gesicht entgegen.

Es war die Tageeschausprecherin Eva Herman, die uns begrüßte. Sie sah in diesem Outfit ganz anderes aus, als wie im Fernsehen.

In seinem Büro angekommen, sagte der Mitarbeiter, das er noch etwas für mich habe. Überraschend überreichte er mir dann zwei Tagesschau - Chronikbüchern von den Jahren 1994 und 1995, sowie ein Mouespat mit dem jetzigen noch gültigen Tagesschaulogo.

Außerdem bekam ich eine CD, wo um neue technische Präsentationsformen und Möglichkeiten eines virtuellen Studio gehe. Dieses wäre ein besonderes Geschenk, weil ich an der Studiotechnik so interessiert sei.

Ich war sehr überrascht und es freute mich sehr über diese vielen besonderen Geschenke von der Tageeschau, bzw. ARD aktuell.

Dann meinte er, ob wir noch Zeit hätten. Er bot uns an, die 20 Uhr Ausgabe auch noch einmal aus der Regie live mit zuverfolgen. Das war sehr nett und freundlich gemeint, aber die 20 Uhr war auch für mich so ein "heiliges" Tabu, weil man es als Flaggschiff der ARD wertschätzt. Daher war die 17 Uhr Ausgabe ein besonderes Erlebnis und zugleich eine schöne bleibende Erinnerung für mich.

So gegen 19.30 Uhr verabschiedeten wir uns mit großer Dankbarkeit bei dem Mitarbeiter von ARD aktuell für die Einladung und die ganz persönliche Besichtung der Tagesschau. Mit diesen vielen schönen Erlebnissen von diesem Tag bei der Tageeschau fuhr ich dann wieder von Hamburg zurück nach Hause.

Diese besondere Einladung mit einem bleibenden Erinnerungswert der alten bekannten Tagesschau - Generation möchte ich an dieser Stelle den Mitarbeiter und dessen Team von ARD aktuell ein herzliches und großes Dankeschön sagen.
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