Als bekannt wurde, das die alten Glocken der Jesus-Christus-Kirche in Meinerzhagen gegen die Neuen ihren Dienst bald beenden, war es mein persönlicher Wunsch diese noch einmal zusehen, um mich zu verabschieden. Ich bekam also tatsächlich noch einen Termin am Samstagmorgen, den 15. September 2018. Um 11 Uhr ging es in Begleitung mit dem Glockenbeauftragten Dirk Müller hinauf in den Glockenturm. Im Jahre 1982 hatte Pastor Fley während meiner Konfirmationszeit damals allen eine Kirchturmbesichtigung organisierte und so dufte ich als junger Meinerzhagener zum ersten Mal die Glocken sehen. Jetzt nach ca. 36 Jahren wurde mir es als letzter Besucher noch einmal ermöglicht. Mit großer Ehrfurcht betrat ich den Glockenturm. Es wirkte alles sehr hell neu und aufgeräumter. Sogar die Treppen und auch die Gerüste waren komplett renoviert. Das letzte Mal vor 25 Jahren war das alles sehr dunkel und die Treppenstufen, sowie das Geländer nicht so ganz sicher gewesen. Meine anfängliche nervöse Aufregung legte sich, als ich die hängenden Glocken sah. |
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Oben im Glockenstuhl angekommen erklärte mir Dirk Müller viele Detais über das Läutwerk und deren Technik, sowie der Ausbau. Wie er mir weiter erzählte, wird es noch sehr viel Arbeit sein, bis die neuen Glocken im Turm zu Hören sind. Erst würde die Südseite des Turmes vorher eingerüstet und der Kirchplatz ist dann eine Großbaustelle, wo unter anderem die Holzbalken für den neuen Glockenstuhl und anderes Baumaterial zwischenlagert. Die alten Glocken würden durch eines der der offenen Schalldämmbogentüren mit einem Kran einzeln heraus gehoben und auf dem Vorplatz der Kirche abgestellt. Auch zeigte er mir im Inneren der unteren Schlagkante der großen Trauerglocke ein großes sichtbares Loch. Diese, so sagte er, könnte bei jedem weiteren Anschlag die Glocke erheblich beschädigen, sogar zerbersten. Das kann jetzt heute, morgen oder in einem halben Jahr passieren. Man habe schon aus diesem Grunde den Klöppel leicht drehen müssen. Daher würde der Glockenschlag nicht mehr gleichmäßig zuhören sein. Ganz besorgt habe ich nur gemeint, das ich nicht nachher Schuld bin, wenn die Glocke jetzt kaputt geht. Das wird schon gut gehen, meinte er nur beruhigend. |
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Jetzt wollte er mir die drei alten Glocken richtig in Aktion vorstellen. Zunächst werden jede Glocke von der kleinen, der mittleren und der großen für eine Minute einzeln angeläutet. Nach eine kurzen Pause sind zum Schluß alle drei Glocken gemeinsam zuhören sein. Erst nachdem ich den Gehörschutz aufgesetzt habe und die Kamera mit der Handteleskopstange in Position aufnahmebereit war, konnte es also gehen. Ich war wirklich sehr aufgeregt und versuchte trotzdem konzentriert diesen Moment mitzuerleben. Jetzt kommt etwas einmaliges in meinem Lebensabschnitt. Mit Kopfnicken drückte er um 11.23 Uhr einen Schalter und es bewegte sich das Seil im Schwungrad der oberen ersten Glocke solange bis der Klöppel den ersten Ton anschlug und sie zum Läuten brachte. Sah irgendwie faszinierend aus, wie der Klöppel in der Glocke so bewegt wurde. Nachdem diese mit dem letzten Schlag ausklang und stehen blieb signalisiert er ein erneutes Kopfnicken. Jetzt bewegte sich das nächste Seil im Schwungrad direkt neben mir und zweite Glocke begann zu läuten. Sehr nah schwingt die Glocke an mir vorbei. Auch dieser schwingt bis zum Schluß aus. Ein weiteres Kopfnicken zeigt an, das nun die große Trauerglocke in Bewegung gesetzt wird. Als der erste tiefe Schlag zuhören war, hatte ich schon bisschen Schlucken müssen. Ihr läuten war für mich schon ein bewegender Moment, als ich merkte, das der Schlag wegen der Beschädigung nicht immer richtig traf. Es kann man nicht beschreiben, was in mir gerade vorging. Nach etwa einer Minute hörte auch sie auf, nachdem der Knöppel den letzten Ton abgab und stehen blieb. Dann gab er mir ein weiteres Kopfnicken und es begann die obere erste Glocke zu läuten, nach einer weitere Minute bewegte sich die zweite Glocke und wenig später kam die Trauerglocke hinzu. Alle drei alten Glocken läuteten gemeinsam extra für mich persönlich. So etwas hautnah mitzuerleben war für mich sehr beeindruckend. Angst so direkt nah an den Glocken zu sein hatte ich nicht. Eher eine gewisse Ehrfurcht mit einem besonderen persönlichen wehmütigen Augenblick war auch dabei, aber die Freunde und das Glück ebenfalls. Nach zwei Minuten schwingen alle langsam bis zum letzten Ton aus. Es wurde still und ich konnte für den Moment nichts sagen. Konnte noch nicht glaubt, was ich jetzt gerade gesehen und miterlebt habe. Etwas letztes einmaliges in meinem Leben. Hier das fertige komplette Video von mir mit dem besondern Glockengeläut extra nur für mich aus dem Glockenturm der Jesus-Christus-Kirche ist hier unter folgenden Browsern: Firefox, Google Chrome, Internet Explorer, SeaMonkey zusehen und ist mit deutschen Untertiteln versehen. Um dieses zu sehen, bitte den Button im Feld des Videos anklicken. |
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